Seite 1 von 1

Audi 80 B4 Radlager VA wechseln: Einige Fragen dazu

Verfasst: 28.05.2023, 14:50
von genetic
Hallo zusammen,

nach nunmehr über 200.000 km sind nun die beiden vorderen Radlager an meinem B4 (mit ABS) fällig.

An und für sich, habe ich mich schon umfangreich eingelesen, was den Wechsel angeht und im großen und ganzen sind mir die Schritte klar.

U.a. auch mit dem autodoc-Video: https://www.youtube.com/watch?v=FKli4emany8

...und diesem Thema hier im Forum: viewtopic.php?p=1417613#p1417613

Folgende Fragen hätte ich noch:

- Fahrzeug mit ABS: Muss da der Sensor raus?

- Wenn die Radnabe abgezogen wird, wie wahrscheinlich ist es, dass ein Teil der Lagerschale noch auf der Nabe stecken bleibt?

- Welches Aus-/Einpresswerkzeug ist das Richtige/Beste?

https://www.ebay.de/itm/374396205769

oder reicht auch

https://www.ebay.de/itm/281063858487?epid=1358249740


Danke im Voraus für eure Hilfe bzw. Tipps.

Re: Audi 80 B4 Radlager VA wechseln: Einige Fragen dazu

Verfasst: 31.05.2023, 17:43
von Ceag
Moinsen Genetic,
- Fahrzeug mit ABS: Muss da der Sensor raus?.
Kenne den genauen Aufbau vom B4 nicht, beim C3 kann der sitzen bleiben.
Dennoch kann es immer mal passieren, dass etwas schiefgeht und der Sensor beschädigt wird.

- Wenn die Radnabe abgezogen wird, wie wahrscheinlich ist es, dass ein Teil der Lagerschale noch auf der Nabe stecken bleibt?
Sehr wahrscheinlich
- Welches Aus-/Einpresswerkzeug ist das Richtige/Beste?

https://www.ebay.de/itm/374396205769

oder reicht auch

https://www.ebay.de/itm/281063858487?epid=1358249740

Danke im Voraus für eure Hilfe bzw. Tipps
Ich habe das Zweite verwendet.

Zum Video: Ich zweifele die Expertise von "Fachkräften" an, die einen Schlagschrauber zum Anziehen von Schrauben nutzen.

Anbei noch ein link zu meinem ersten Tausch:
viewtopic.php?f=6&t=116937&hilit=Radlager


Gruß

Jens

Re: Audi 80 B4 Radlager VA wechseln: Einige Fragen dazu

Verfasst: 31.05.2023, 19:42
von genetic
Moinsen Jens,

danke für Dein Feedback.
Kenne den genauen Aufbau vom B4 nicht, beim C3 kann der sitzen bleiben.
Dennoch kann es immer mal passieren, dass etwas schiefgeht und der Sensor beschädigt wird.
Nach etwas Recherche kann er beim B4 auch sitzen bleiben.
Natürlich kann beim Schrauben immer was passieren, ab noch mehr kann passieren, wenn man versucht ihn auszubauen...der ist beim B4 "nur gesteckt", aber nach 30 Jahren wie "einzementiert". Faustregel: Wenn er vor dem Ausbau nicht defekt war, dann spätestens danach! Und das Beste: Der Sensor ist EOL und nicht mehr zu bekommen - auch nicht im Zubehör.
Ich habe das Zweite verwendet.
Habe ich jetzt auch bestellt.

Der BGS ist vermutlich nochmal 'nen Ticken stabiler und umfangreicher ausgestattet, aber ich brauche es ja "nur" für meinen B4 und ich hoffe die Stabilität reicht aus - toi-toi-toi.

Ich habe mich insbesondere wegen der Spindel mit Feingewinde, für den "billigeren" entschieden.
Zum Video: Ich zweifele die Expertise von "Fachkräften" an, die einen Schlagschrauber zum Anziehen von Schrauben nutzen.
Vielleicht darf man das bzw. so ein Video auch nicht 1:1 adaptieren, denn sonst hätte man auch die Illusion, dass der Wechsel in 10 Minuten erledigt ist. Natürlich müssen die Arbeitsschritte da komprimiert dargestellt werden und keiner will da sehen, wie jemand eine halbe Stunde an einer festgegammelten Schraube rummacht. Ich finde es aber respektabel und aller Ehren wert, überhaupt so ein Video zu machen. Und die Arbeitsschritte stimmen ja an und für sich.
Anbei noch ein link zu meinem ersten Tausch:
viewtopic.php?f=6&t=116937&hilit=Radlager
Herzlichen Dank.

Meine "größte Sorge" ist, bis ich die Radnabe (mit der "Schraubmethode" und den M14-Schrauben aus den Set) und das alte Radlager erstmal raus hab'. Das neue rein geht dann glaube ich rel. easy - werde es aber auf jeden Fall noch im Gefrierschrank runter kühlen.

Wie lange vorher packt man das eigentlich rein? 24h?

Hab mir auch noch vorsichtshalber ein Trennmesser besorgt, falls die Außenschale vom Lager nicht mit der "Flex-Methode" runter geht.

Zuerst wollte ich das Radlagergehäuse komplett ausbauen und den Rest am Schraubstock machen, aber das Gehäuse hat rel. Fläche zum Einspannen (siehe rote Markierung) und da ist es (meiner Meinung nach) im eingebauten Zustand deutlich besser fixiert.

Schöne Grüße
Jochen

Re: Audi 80 B4 Radlager VA wechseln: Einige Fragen dazu

Verfasst: 01.06.2023, 20:16
von Poldy
Das Gehäuse wird nicht! An den markierten Stellen aufgelegt! Das Gehäuse wird auf einer Hülse aufgelegt, dafür gibt es eine Nut auf der Rückseite des Radlagergehäuses.

Das Radlager darf sich nicht verkanten beim Einpressen. Deswegen muss es Sauber aufliegen.

Re: Audi 80 B4 Radlager VA wechseln: Einige Fragen dazu

Verfasst: 01.06.2023, 20:33
von genetic
Poldy hat geschrieben: 01.06.2023, 20:16 Das Gehäuse wird nicht! An den markierten Stellen aufgelegt! Das Gehäuse wird auf einer Hülse aufgelegt, dafür gibt es eine Nut auf der Rückseite des Radlagergehäuses.
Verstehe ich nicht!?

Die rot markierten Punkte sind die einzige(!) Möglichkeit das Gehäuse in den Schraubstock einzuspannen. Sonst gibt es keine vernünftigen Angriffsflächen.

Was eine "Hülse" dafür bringen soll erschließt sich mir nicht.

Man kann es vielleicht noch über die Länge einspannen, wo es im eingebauten Zustand am Federbein befestigt ist.
Poldy hat geschrieben: 01.06.2023, 20:16 Das Radlager darf sich nicht verkanten beim Einpressen. Deswegen muss es Sauber aufliegen.
Ja, das ist klar und in Summe das kleinste Problem.

Re: Audi 80 B4 Radlager VA wechseln: Einige Fragen dazu

Verfasst: 02.06.2023, 16:44
von inge quattro
Servus Genetic,

man kann das, glaube ich auch am Auto machen, zumindest das ausdrücken,
Kauf dir, oder leih dir, einen Spindelsatz für Radlager aus, da brauchst dann nur die Antriebswelle vom Radlagergehäuse raus machen, und dann geht das mit einem ordentlichen Schlagschrauber...

Gruß
Thorsten

Re: Audi 80 B4 Radlager VA wechseln: Einige Fragen dazu

Verfasst: 02.06.2023, 17:11
von genetic
Servus Thorsten,
man kann das, glaube ich auch am Auto machen, zumindest das ausdrücken,
Natürlich kann man das und das hatte ich ursprünglich auch vor.
Kauf dir, oder leih dir, einen Spindelsatz für Radlager aus,
...auch das hatte ich vor bzw. inzwischen gemacht - siehe #1
da brauchst dann nur die Antriebswelle vom Radlagergehäuse raus machen, und dann geht das mit einem ordentlichen Schlagschrauber...
Einige hier waren der Meinung bzw. in einem anderen Fred, dass da ohne 20t-Presse garnichts geht und schon garnicht in eingebautem Zustand.

Schlagschrauber habe ich leider nur einen lausigen (der taugt max. für Radwechsel) - mit dem wird es eher nicht zu packen sein. Habe es mit einem 760mm-Knbel vor ggf. mit Verlängerung.

Re: Audi 80 B4 Radlager VA wechseln: Einige Fragen dazu

Verfasst: 02.06.2023, 18:11
von Ceag
Hallo Jochen,

diese Werkzeuge wurden extra dafür entwickelt, das Radlager bei eingebautem Radlagergehäuse zu wechseln.
Soviel zur Theorie.
Sofern Du die Zeit hast, würde ich wie folgt vorgehen:
1. Radnabe mit Hilfe der im Satz enthaltenen "Schrauben" abziehen (Gewinde gut fetten und nach und nach anziehen.
Jede Schraube eine halbe Umdrehung und dann die Nächste. So verhinderst Du, dass die Nabe verkantet.
2. Den Spalt zwischen Radlagergehäuse und Radnabe mit einem guten Rostlöser einsprühen und über Nacht wirken lassen.
3. Mit Hilfe des Trennmessers und eines Schraubstocks den inneren Lagerring von der Radnabe trennen
4. Nun das Radlager mit Hilfe des Werkzeuges ausziehen. Auch hier die Spindel gut fetten und nach und nach fester ziehen.

Das sollte dann der Ausbau gewesen sein. Das kannst Du rein theoretisch so am Fahrzeug bewerkstelligen.
Wie der Einbau allerdings mit dem Werkzeug geht, da kann ich Dir leider keinen Erfahrungswert bieten.

Ich habe das damals alles mit einer Presse gemacht. Wichtig hierbei, beim Einpressen des Radlagers in das Radlagergehäuse den Druck nur auf den äußeren Ring des Radlagers verteilen. Das Lager habe ich zunächst vorsichtig mit einem Schonhammer so weit eingetrieben, bis es gerade ist und von selber hält.
Beim Einpressen der Radnabe den inneren Teil des Radlagers abstützen. Andernfalls würdest Du die Kräfte beim Einpressen auf die Kugeln verteilen.
Zum Gegenhalten eignen sich im Bedarfsfall entsprechen große Nüsse aus einem Knarrenkasten, wenn Du nichts anderes hast.
Wenn Du mit dem Schraubstock arbeitest, denke bitte daran, dass der Hubweg begrenzt ist. Du kannst also nicht alles nach Belieben einspannen.

Falls Du die Radnabe ausbaust, kommt nun die Warnung von den Anderen zum Tragen:
Neben den rot markierten Stellen sind auch noch die Aufnahmen für den Bremssattelhalter am Radlagergehäuse.
Sollte es passieren, dass diese Punkte durch Krafteinwirkung verformt werden (und seien es nur hundertstel Millimeter) kannst Du das Radlagergehäuse entsorgen.
Das Lehrgeld musste ich auch schon bezahlen. Beim Ausschlagen der Radnabe mit einem Hammer, haben sie die erwähnten Aufnahmen verzogen. Haben wir natürlich erst dann festgestellt, als die Bremse montiert werden sollte und der Halter nicht mehr passte.

Gruß

Jens

Re: Audi 80 B4 Radlager VA wechseln: Einige Fragen dazu

Verfasst: 02.06.2023, 18:47
von genetic
Hey Jens,

ganz herzlichen Dank für die detaillierte Auflistung der Arbeitsschritte inkl. der Tipps.

Ich habe kommende Woche Urlaub und die ganze Woche dafür auch eingeplant. Das Ding ist, es ist mein einziges Auto - wenn ich also mal angefangen habe, gibt es kein zurück mehr und wenn nach der Hälfte was schief geht, stehe ich erstmal dumm da. In der Nähe haben wir noch eine "Alle-Marken-Werkstatt", aber wie die ausgestattet sind und ob die sich so wirklich darüber freuen, wenn da einer mit Radlagern zum Auspressen ankommt, weiß ich noch nicht.

Vermutlich werde ich mich Stück für Stück vorarbeiten - sprich erstmal anvisieren, den Aus-/Einbau in eingebauten Zustand zu versuchen und wenn ich da beim ausdrehen nicht weiter komme, baue ich das Gehäuse aus.

Den größten Respekt habe ich vom ausdrücken des alten Lagers, denn wenn das (zu) fest sitzt, komme ich vermutlich ohne Presse nicht weiter. Brenner habe ich auch keinen. Ich kann es nur mit Knebel und Verlängerung versuchen (in der Hoffnung dass der nicht noch abschert).

Das Eindrehen des neuen Lagers stelle ich mir tatsächlich "easy" vor. Ich werde die Lager in die Gefriertruhe packen und alle Laufflächen vorher fetten - egal ob man das soll oder nicht.

Was das Einspannen des ausgebauten Gehäuses angeht, hatten glaube ich alle einen Denkfehler - oder ich 8) . Man muss doch das Lager ansich garnicht im Schraubstock einspannen, sondern nur die Mutter der Gewindestange und dann dreht man oben am Kopf (oder umgekehrt). Und ja, dann dreht sich das Gehäuse mit, aber das macht ja nichts, entscheidend ist ja der Druck der durchs zusammen drehen auf das Lager kommt.

Du sagst, Du hast ein/zwei Radlager geschrottet, beim rausschlagen der Radnabe. War das weil es mit den Schrauben nicht geklappt hat oder hattest Du da die Schrauben noch nicht?

Frage am Rande: Weißt Du bzw. jemand, warum bei dem Set, bei der 76mm Abziehglocke kein passendes Druckstück dabei ist (siehe Bild).

Schöne Grüße
Jo

Re: Audi 80 B4 Radlager VA wechseln: Einige Fragen dazu

Verfasst: 02.06.2023, 19:37
von Ceag
Hi Jochen,
Was das Einspannen des ausgebauten Gehäuses angeht, hatten glaube ich alle einen Denkfehler - oder ich 8) . Man muss doch das Lager ansich garnicht im Schraubstock einspannen, sondern nur die Mutter der Gewindestange und dann dreht man oben am Kopf (oder umgekehrt). Und ja, dann dreht sich das Gehäuse mit, aber das macht ja nichts, entscheidend ist ja der Druck der durchs zusammen drehen auf das Lager kommt.
Das sollte auch klappen. Wichtig ist wie Poldy erwähnt hat, dass Du beim Einziehen auf der Nut ansetzt, damit es wirklich gerade hineingleiten kann.
Du sagst, Du hast ein/zwei Radlager geschrottet, beim rausschlagen der Radnabe. War das weil es mit den Schrauben nicht geklappt hat oder hattest Du da die Schrauben noch nicht?
Ich hatte die Schrauben, aber meines Erachtens nach, war es meinem Wagen so, dass diese nicht 100% im 90°Wingel eingeschraubt erden konnten. Ein Teil des Schrauben Gewindes hätte am Radlagergehäuse angelegt. Da dieser nicht 100% zylindrisch war, habe ich micht dagegen entschieden.
Inzwischen habe ich aber die passende "Matritze" für diesen Arbeitsvorgang:
2016-09-25 11.45.08.jpg
2016-09-25 11.46.10.jpg
Frage am Rande: Weißt Du bzw. jemand, warum bei dem Set, bei der 76mm Abziehglocke kein passendes Druckstück dabei ist (siehe Bild)
Das kann ich Dir leider nicht sagen. Im Zweifel einfach den Zylinder rechts daneben umgekehrt benutzten.

Wo kommst Du eigentlich her, vielleicht ist ja jemand hier im Forum aus Deiner Nähe, der über das passende Equipment verfügt?

Gruß

Jens

Re: Audi 80 B4 Radlager VA wechseln: Einige Fragen dazu

Verfasst: 02.06.2023, 20:54
von genetic
Ceag hat geschrieben: 02.06.2023, 19:37 Ich hatte die Schrauben, aber meines Erachtens nach, war es meinem Wagen so, dass diese nicht 100% im 90°Wingel eingeschraubt erden konnten. Ein Teil des Schrauben Gewindes hätte am Radlagergehäuse angelegt. Da dieser nicht 100% zylindrisch war, habe ich micht dagegen entschieden.
Inzwischen habe ich aber die passende "Matritze" für diesen Arbeitsvorgang:
Poldy hatte so ein ähnliches Probelm - er hatte dann auf den ersten 20mm der Gewindestange, das Gewinde entfernt, so dass der Durchmesser der (Gewinde)stange kleiner wurde.

Deine "Matritze" sieht gut aus.

Sag mal, wenn ich gleich zu Anfang an der Radnabe scheitere, weil z.B. auch wie bei Dir die Schrauben nicht im 90°Winkel eingeschraubt werden können oder sich die Nabe einfach nur sträubt - gibt es eine Möglichkeit, die Nabe "anderweitig" runter zu bekommen (auch wenn sie dann hinüber ist - dann kaufe ich halt eine/zwei neue). Wichtig wäre halt, dass ich wenigstens weiter machen kann.
Ceag hat geschrieben: 02.06.2023, 19:37 Das kann ich Dir leider nicht sagen. Im Zweifel einfach den Zylinder rechts daneben umgekehrt benutzten.
Einerseits geht das, allerdings zentriert die Glocke dann nicht mehr (automatisch), weil da die Außennut fehlt.
Ceag hat geschrieben: 02.06.2023, 19:37 Wo kommst Du eigentlich her, vielleicht ist ja jemand hier im Forum aus Deiner Nähe, der über das passende Equipment verfügt?
Kleiner Ort 30km südlich von Stuttgart.

Vor 10-15 Jahren war ich auch ziemlich aktiv hier, weil meine damalige Freundin einen 100er Typ 44 hatte und habe das Forum in guter Erinnerung, mit kompetenten und netten Leuten. Aber auch da war niemand aus dieser Region vertreten oder hat sich zumindest nicht "geoutet". Und die Leute werden auch älter und viele wollen oder können nicht mehr Schrauben. Auch hier hat die Frequenz nachgelassen - so mein Gefühl. Aber so ist der Lauf der Dinge und der Welt.

Re: Audi 80 B4 Radlager VA wechseln: Einige Fragen dazu

Verfasst: 03.06.2023, 12:41
von genetic
Noch eine Frage bzgl. dem Auspressen der Radnabe:

Das Gehäuse vom B4 ist ja rel. knapp gehalten, was die Angriffspunkte angeht, wenn man die den 3 Schrauben die Radnabe auspressen möchte. Insbesondere sind es mal die 2 Aufnahmen für den Bremssattel - die sind aber nicht wahnsinnig massiv - siehe Bilder.

Halten die den Kräften die da beim Auspressen auftreten überhaupt stand?

Re: Audi 80 B4 Radlager VA wechseln: Einige Fragen dazu

Verfasst: 03.06.2023, 21:07
von Ceag
Moin Jochen,

die Radnabe lässt sich erfahrungsgemäße relativ einfach dazu bewegen, ihren angestammten Platz zu verlassen.
Eventuell kannst Du die Schrauben so platzieren, das zumindest zwei dort aufliegen, wo mehr Material zur Verfügung steht.
Im Zweifel einfach den Bremssattelhalter wieder anschrauben, dass sollte dem ganze die notwendige Verwindungssteifigkeit verleihen.

Gruß

Jens

Re: Audi 80 B4 Radlager VA wechseln: Einige Fragen dazu

Verfasst: 13.06.2023, 18:51
von genetic
Kurzes Feedback für diejenigen, die eines Tages vielleicht ähnliche Frage(n) haben:

Der Wechsel ist vollzogen und es verlief eigentlich fast besser als gedacht.
  • Ich habe das Radlagergehäuse ausgebaut. Aber eigentlich nur deshalb, weil die Schrauben vom Bremssattelhalter so dermaßen fest waren, dass ich die im eingebauten Zustand nicht gelöst bekam. Rückblickend betrachtet, war es aber die bessere Entscheidung, weil insbesondere das Auspressen des Radlagers, im eingebauten Zustand (meiner Meinung nach) nicht bzw. nicht so gut möglich gewesen wäre.
  • Für das Auspressen des Radlagers habe ich das Set wie im Bild unten verwendet plus einen 760mm-Knebel. Das Auspressen hat damit rel. gut funktioniert. Die ersten 20% waren "spannend" und dann gab es einen hör- und fühlbaren Knack und ab da war klar, dass das Lager kommt.
  • Einspannen es Radlagers im Schraubstock: Ich habe das Radlager selber nicht im Schraubstock eingespannt. Meiner Meinung nach gibt es da auch keine guten Angriffspunkte, die dann nachher, den Kräften beim Auspressen standhalten, ohne das Gehäuse selber in Mitleidenschaft zu ziehen. Ich habe deshalb nur die Mutter des Auspresswerkzeugs im Schraubstock eingespannt und das Gehäuse lag "frei in der Luft" (siehe Symbolbild, nicht vom Audi 80).
  • Das Auspressen der Radnabe war da schon etwas schwieriger. Also mit "von hinten rausschlagen" ging da bei mir gar nichts. Da habe ich mir beim ersten Lager fast die Nabe versaut. Habe dann sofort aufgehört und umgeschwenkt und die im Set^ enthaltenen Schrauben verwendet und das Lager damit quasi "ausgepresst". Man braucht dann aber auf jeden Fall einen Flachstahl o.ä. um eine "Brücke" zwischen zwei Auflageflächen am Radlager zu schaffen, denn die Löcher der Radnabe decken nur 2 Auflagepunkte (am Radlagergehäuse) für die Schrauben ab.
  • Der eine Teil des Innenrings, des alten Radlagers, bleibt (immer) auf der Radnabe stecken. Diesen habe ich mit einem Winkelschleifer schräg eingeschnitten und dann mit einem Meißel runter geschlagen.
  • Das Einpressen des neuen Radlagers verlief wesentlich einfacher, als das Auspressen. Das A und O ist das gerade Aufsetzen des Radlager, auf das Radlagergehäuse und das einölen* des Gehäuses und des Radlagers. *Hierfür kann man (spezielles) Lager- und Buchsenfett nehmen oder wie ich, ganz normales Motoröl.
  • Mythos "Radlager im Gefrierschrank runter kühlen": ...mag auf dem Papier (und von der Physik her) sinnvoll klingen, in der Praxis hat es bei mir aber keinerlei Unterschied gemacht, ob das Lager "gefroren" war oder nicht - im Gegenteil - ich pers. finde die Nachteile überwiegen. Das erste Lager hatte ich 24h in den Gefrierschrank gepackt. Wenn man es auspackt, setzt es sofort Reif an. In Kombination mit dem Fett/Öl, die man für das Einpressen verwendet, bildet sich dann eine dermaßen "üble Schlotze", so dass es eher kontraproduktiv ist. Das zweite Lager habe ich dann nicht mehr gefroren und es ging genauso leicht rein, wie das gefrorene, aber ohne Wasser-Öl-Schlotze.
  • Das anschließende Einpressen der Radnabe ging völlig problemlos. Was oft nicht erwähnt wird, ist die Tatsache, dass der Innenring des Radlagers zwei unterschiedliche Durchmesser hat (39mm/41mm). Der größere Durchmesser muss nach außen zeigen.
  • Den ABS-Sensor habe ich im Radlager stecken lassen. Ich habe erst gar keine Ausbauversuche unternommen und er hat auch zu keinem Zeitpunkt wirklich gestört.
  • Was man bedenken sollte: Bei der Reparatur können sich ggf. Folgereparaturen ergeben...einerseits kann man erkennen, dass die Bremsscheiben und/oder Beläge doch nicht mehr so toll sind und es Sinn machen könnte, diese direkt zu tauschen. Und/oder, dass sich ein (oder beide) Traggelenke verabschiedet haben.
Das Fahrgefühl zu vorher ist wie Tag & Nacht. :)